Erstellt: Freitag, 10. Februar 2012 10:37

Auf den Spuren der Täter – die Stationen des Mahnganges 2012

Start: 13. Februar, 13 Uhr Comeniusplatz

 

(1) Mutschmann Villa
Martin Mutschmann beteiligte sich schon 1914 an Gewalttaten gegen Menschen jüdischen Glaubens. 1922 trat er in die NSDAP ein und machte schnell Karriere. Seit 1935 war er nicht nur Ministerpräsident sondern auch Partei-Gauleiter und Reichsstatthalter. In dieser Funktion beteiligte er sich maßgeblich an der Vernichtung jüdischen Lebens in Sachsen. Mutschmann wurde in Moskau für die von ihm begangenen Verbrechen zu Tode verurteilt.

(2) Henriettenstift – Güntzstraße 24 (heute 28)
An Stelle des heutigen Studentenwohnheims befand sich eins der sogennanten Judenhäuser. Im als Altenheim genutzten Henriettenstift wurden Juden und Jüdinnen für die Deportation nach Theresienstadt gesammelt. Für die „Heimunterbringung“ mussten sie ihr Vermögen an den NS Staat übertragen.

(3) Mathilde
An diesem Ort befand während der Weimarer Republik das Landgerichtgefängnis welches während des NS zunächst als „Schutzhaftlager“ und später als Untersuchungshaftanstalt genutzt wurde. Hier Inhaftierte wurden unter anderem als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Während der Bombardierung Dresdens starben mehr als 400 Gefangene in der Mathilde.

(4) Adolf-Bauer-Kartonagen, Neue Gasse
Dresdner Juden, sowjetische und französische Kriegsgefangene mussten hier, wie an vielen anderen Orten in Dresden, Zwangsarbeit leisten. Unter ihnen die Autoren Henny Brenner sowie Viktor Klemperer. Die Kartonagefabrik existiert heute nicht mehr – sie wurde 1945 während der Bombardierung Dresdens zerstört.

(5) Synagoge
Die von Semper geplante und 1840 eingeweihte Synagoge wurde 1938 während der Reichspogromnacht zerstört. Auf Weisung des sächsischen Innenministeriums musste die Israelitische Religionsgemeinde den Abriss der Ruine bezahlen. Erst 2000 entstand an fast gleicher Stelle die neue Synagoge. In ihrer Architektur spiegeln sich sowohl Verfolgung und Exil als auch Tradition und Beständigkeit wieder.

(6) Elbufer
Neben dem Rosen- und Staudengarten wurde der Abschnitt des Königsufers zwischen Carola- und Augustusbrücke von Stadtbaurat Paul Wolf für Kundgebungen  und Aufmärsche konzipiert und während des NS unter anderem für Vereidigungen und nationale Aufmärsche genutzt. 2010 feierte die Bundeswehr unter Fackelbeleuchtung an diesem Ort ihre 20jährige Anwesenheit im Osten.

(7) Frauenkirche
In der allgemeinen Erinnerung steht die Frauenkirche für die Zerstörung Dresdens. Das an diesem Ort der Gaufachberater für Krichenfragen und Führer der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer Friedrich Coch tätig war ist hingegen kaum bekannt. Als NSDAP Mitglied seit 1931 war er maßgeblich an der Gleichschaltung der evangelischen Kirche in Sachsen beteiligt.

(8) Schießgasse 7
Hier befand sich das Polizeigefängnis und -präsidium. In enger Zusammenarbeit mit der Gestapo wurden hier politische Gegner, Juden, Homosexuelle und „Asoziale“ inhaftiert und gefoltert. Das Gebäude wurde 1945 teilweise zerstört. Heute findet sich in dem Gebäude die Polizeidirektion Sachsen.


(9) Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Seit Eröffnung des Museums kam es immer wieder zu von Rassendenken geprägten Ausstellungen. Im NS entwickelte es sich zu einem Zentrum der Eugenik- und Euthanasie-Propaganda in Deutschland. Über ihre Ausstellungen, Zeitschriften, Kurse, Tagungen und nicht zuletzt durch ihr Schulmaterial erreichten sie eine große Öffentlichkeit und betrieb so vor allem die ideologische Legitimierung der NS-Verfolgungs- und Vernichtungspolitik.

(10) Bismarckstr.
Die Deportation der Juden wurde maßgeblich durch das Referat IV der Staatspolizeistelle Dresden in der Bismarckstraße koordiniert. Der leitende Kommissar Henry Schmidt konnte nach 1945 untertauchen und wurde erst 1986 für seien Taten zur Rechenschaft gezogen. Durch die Bombardierung Dresdens wurde die Gestapozentrale getroffen und die für die nächsten Tage geplanten Deportationen der verbliebenen Dresdner Juden konnten nicht stattfinden. Dies rettete 70 Juden das Leben.


(11) Münchener Platz
In der Hinrichtungsstätte am Münchner Platz, Teil des „Justizortes Dresden“ starben bis zum 8. Februar 1945, dem letzten Hinrichtungstag vor dem Bombardement am13.und 14. Februar, über 1300 Verurteilte unter der von Nazis so genannten „Fallschwertmaschine“.