Erstellt: Sonntag, 09. Februar 2014 16:56

Kennen Sie Ihre Stadt? - Täterspuren 2014

DDNF Täterspuren quadr500

Täterspuren 2014, Mahngang am 13. Februar, 14.00 Uhr am Schützenplatz

Seit 2011 richtet der „Mahngang Täterspuren“ am 13. Februar den Blick auf die Orte der nationalsozialistischen Täter in Dresden. Die Stadt war keineswegs ein „unschuldiger Ort“ wie es die Erinnerung an den 13.  Februar oftmals suggeriert. Sie war wichtiger Knotenpunkt der Kriegsindustrie, Ort des Leidens für tausende Zwangsarbeiter*innen und Standort wichtiger institutioneller Stützen der NS-Rassenideologie. Jüdische Bürger*innen wurden ausgegrenzt, entrechtet, deportiert und ermordet. Wir laden herzlich ein zu den Täterspuren 2014.

Den Flyer mit allen Infos zu den einzelnen Stationen und der Karte des Mahngangs finden Sie hier.



Die Stationen des Täterspurenmahngangs 2014:


1. Schützenplatz

Das Dresdner Volkshaus am Schützenplatz, Sitz des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, das 1902 eröffnet und 1930 erweitert worden war, wurde am 08. März 1933 von Polizei und SA besetzt. Am Eingang des Hauses wurde eine Tafel mit der Aufschrift „SA-Heim“ angebracht, auf dem Dach wurden die weithin sichtbaren Leuchtbuchstaben „Dresdner Volkshaus“ abmontiert. Nachdem das Gebäude den Gewerkschaften am 26.03.1933 zurückgegeben worden war, wurde es am 02.05.1933 erneut besetzt und Sitz der Deutschen Arbeitsfront.

1a. Keglerheim
Im Keglerheim auf der Friedrichstraße 12, einer traditionellen Versammlungsstätte der Friedrichstädter Arbeiterschaft, wurden am 25. Januar 1933 neun Arbeiter von Polizisten erschossen, weitere Personen wurden verletzt, davon elf schwer. Sie hatten an einer von der KPD organisierten Kundgebung teilgenommen.

2. Wettiner Platz
Hier befanden sich das Verlagsgebäude der SPD-nahen „Dresdner Volkszeitung“ und eine Volksbuchhandlung. Am 08. März 1933 wurde das Gebäude von der SA besetzt. Parteiliteratur, Belletristik, Zeitungen und Archivmaterial wurden auf dem Platz zu einem Scheiterhaufen aufgetürmt und verbrannt. In den Kellerräumen wurde ein sogenanntes Schutzhaftlager errichtet. Ab Mitte 1933 nutzten die Tageszeitung der NSDAP des Gaues Sachsen „Der Freiheitskampf“ und der NS-Gauverlag das Gebäude.

3. Sternplatz
Der Sternplatz war nach den Planungen der Stadt seit 1943 als einer von über 100 Leichensammelplätzen vorgesehen. Das einzige Gebäude, das nach dem Krieg hier noch stand, war das inzwischen 100 Jahre alte Gebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse.

4. Landesbauernschaft, Ammonstrasse 8
Das Gebäude wurde zwischen 1936 und 1938 für die Landesbauernschaft Sachsen errichtet. In dieser 1933 gegründeten ständischen Organisation waren sämtliche Betriebe, Personen und Verbände der sächsischen Landwirtschaft zwangsweise zusammengefasst. Während des 2. Weltkriegs organisierte sie die gesamte Kriegsernährungswirtschaft, was auch den Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in der Landwirtschaft einschloss.

5. Florastrasse/Zwickauer Strasse
Maschinenbau und Feinindustrien (Optik, Feinmechanik, Elek​tro​ technik) wurden „in starkem Umfang in die Bedarfsdeckung für die Rüstung eingeschaltet“. Der Dresdner Raum wurde ein zentraler Standort der Luftrüstung. Ausländische Arbeitskräfte in insgesamt mindestens 781 Betrieben. In der Florastraße befand sich ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Etwa 700 Frauen aus verschiedenen Ländern mussten hier Zwangsarbeit leisten. Dabei wurden sie brutal ausgebeutet. Zahlreiche Todesfälle.

6. Gestapo-Leitstelle
Auf der heutigen Bayrischen Straße 16, früher Bismarckstraße 16/18, im ehemaligen Continental-Hotel befand sich die Leitstelle der Gestapo. Insbesondere das Referat IV B 4 organisierte alle staatspolizeilichen Maßnahmen gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger Dresdens und ab 1942 ihre schrittweise Deportation.

7. Technische Hochschule
Auf dem heutigen Friedrich-List-Platz, dem damaligen Bismarckplatz, befand sich das Hauptgebäude der Technischen Hochschule Dresden. Die TH Dresden war schon vor 1933 stark von der NaziIdeologie beeinflusst. So unterzeichneten elf Professoren der TH einen Aufruf im „Völkischen Beobachter“ zur Unterstützung der NSDAP bei der Reichstagswahl im November 1932. Auch die Studentenschaft war unter der Regie des NS-Studentenbunds zunehmend von der Nazi-Ideologie geprägt.